Was ist BPA (Bisphenol A)?

Bisphenol A (BPA) ist eine chemische Verbindung mit hormoneller bzw. östrogener Wirkung. BPA hat in unserem Körper eine ähnliche Wirkung wie das weibliche Sexualhormon Östrogen. Hormonell wirksame Chemikalien können insgesamt enorm auf unsere hormonelle Gesundheit eingreifen, da sie die Kommunikation zwischen den Zellen beeinflussen können. Selbst sehr niedrige Konzentrationen können schon mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden.

BPA wird in sehr hohen Mengen bei der Kunststoffproduktion verwendet. Im Jahr 2006 wurden fast 4 Millionen Tonnen (!) produziert. Deutschland hat dabei einen Anteil von rund 70 % der gesamten europäischen Produktion. Bisphenol A findet sich vor allem in Plastikflaschen (PET Flaschen), in Beschichtungen von Konservendosen, Kassenzetteln (Thermopapier), Plastikspielzeug, Epoxidharzen und Zahnfüllungen.

Wie gelangt BPA ins Trinkwasser?

Bei der Entsorgung von Plastikmüll auf Mülldeponien sickert BPA langsam über das Erdreich ins Grundwasser. Bei veralteten Kläranlagen gelangen trotz Wasseraufbereitung Hormone ins Trinkwasser. Bei Kläranlagen die mit Aktivkohlefilter oder Ozon arbeiten, können Rückstände zu großen Teilen beseitigt werden. Eine weitere wichtige Ursache für erhöhte Konzentrationen von BPA im Trinkwasser ist die Ausscheidung weiblicher Geschlechtshormone über den Urin von Frauen, die mit künstlichen Östrogenen verhüten (Antibabypille). Hier zu nennen ist vor allem das künstliche Hormon 17α-Ethinylestradiol (EE2). Mit einer Halbwertszeit von 14 Tagen gelangt dieses in den Kreislauf der Wasseraufbereitung. Eine dritte wichtige Ursache für BPA im Trinkwasser ist die Sanierung von Wasserleitungen mit dem Relining-Verfahren (seit den späten 1980er Jahren). Dabei handelt es sich um ein Verfahren bei dem alte Wasserleitungen durch Auskleidung bzw. Beschichtung mit Epoxidharz saniert werden. Für das Auskleiden wird häufig Bisphenol A-haltiges Epoxidharz verwendet, oder auch Bisphenol A Diglycidylether (BADGE). Aus beiden Materialen kann Bisphenol A freigesetzt werden. Diese Methode ist kostensparender als die kompletten Wasserrohre zu ersetzen. Epoxidharze werden aber auch in anderen Materialien eingesetzt, wie z.B. bei Beschichtung von Konservendosen oder zur Oberflächenbeschichtung von Trinkwasserspeichern in Wohnsiedlungen.

Es kommt natürlich immer darauf an, wie regelmäßig und stark die Menschen mit Hormonrückständen im Trinkwasser konfrontiert sind. Hormone im Wasser können den kompletten Hormonhaushalt von Mensch und Tier beeinflussen. So stehen Bisphenol A und EE2 im Verdacht, ein verfrühtes Einsetzen der Pubertät auszulösen sowie hormonelle Störungen, Unfruchtbarkeit und negative Auswirkungen auf die Herzgesundheit und Leberfunktion.

Bisphenol im Trinkwasser

Grenzwert und Risiken von BPA

Der Höchstwert von Bisphenol A liegt bei 2,5 μg/ , ist jedoch aktuell kein geforderter Parameter innerhalb der Trinkwasserverordnung. Das Umweltbundesamt geht bei sachgerechter Ausführung der Sanierung der Trinkwasserrohre von einer max. Freisetzung von 1 Mikrogramm pro Liter (μg/l) Trinkwasser aus und sieht darin keine gesundheitlich relevante Belastung für die Verbraucher. Allerdings findet keine regelmäßige Überprüfung der Wasserqualität bezüglich BPA statt.

BPA wird von der EU (Europäische Union) als fortpflanzungsschädigend (Kategorie 2) eingestuft. Eine ganze Reihe von Erkrankungen können zur Zeit mit Bisphenol A in Verbindung gebracht werden, z.B. Adipositas (Fettleibigkeit), Herzkrankheiten, Brustkrebs (Mamma-Karzinom), Diabetes mellitus, Fruchtbarkeitsstörungen und Geburtsfehler bei Babys. Bei Embryonen im Mutterleib ist der Einfluss von BPA besonders bedenklich, da die Substanz die Plazenta passieren kann (plazentagängig). BPA ist schon in niedrigen Dosen im Körper wirksam, so dass selbst eine kurze und geringe Belastung bleibende Schäden während der Schwangerschaft verursachen kann.

Tatsächlich lässt sich BPA mittlerweile überall auf der Welt im Menschen und in der Natur nachweisen. So wurde BPA in einer Untersuchung des Umweltbundesamtes zu 99 Prozent in Urinproben von Kindern nachweisen.

Hormone im Trinkwasser

Quellen

https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/Hormonaktive_Substanzen_im_Wasser.pdf

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/374/dokumente/neue_regelung_von_bisphenol_a_-_konsequenzen_fuer_materialien_im_kontakt_mit_trinkwasser.pdf

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/bpa_trinkwasser_hintergrund.pdf

https://www.welt.de/wissenschaft/article13871662/Experten-warnen-vor-Chemikalie-im-Trinkwasser.html

http://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/bisphenol.htm